3 Denkfehler, die uns von guten Entscheidungen abhalten

Ich denke gerne über mich selbst als einen rationalen Menschen, der alle Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen trifft.

Leider unterliege ich dabei einem Trugschluss – glücklicherweise bin ich damit nicht der Einzige. Wir alle treffen immer wieder irrationale Entscheidungen und begehen dabei psychische Denkfehler.

Lange waren Forscher und Ökonomen der Meinung, dass Menschen logische und abgewogene Entscheidungen treffen. In den vergangenen 20 Jahren jedoch haben Forscher in ihren Studien eine Vielzahl an geistigen Fehlern entlarvt. Natürlich treffen wir in vielen Fällen, unserer Intuition sei Dank, die richtigen oder nachvollziehbare Entscheidungen. Dennoch gibt es viele Momente, in denen wir aufgrund unserer Tendenzen nicht in der Lage sind, eine bestmögliche Entscheidung zu treffen.

Im weiteren Verlauf betrachten wir daher 4 Denkfehler genauer, die uns regelmäßig von objektiv richtigen Entscheidungen abhalten

Überlebensbias

Dieser mentale Fehler bezieht sich auf die menschliche Neigung, sich auf erfolgreiche Menschen, oder Gewinner, in verschiedenen Bereichen zu konzentrieren – in dem Versuch, diesen nachzueifern. Natürlich ist diese Herangehensweise nichts schlechtes per se, dennoch vernachlässigen wir dabei die, viel größere, Anzahl an “Verlierern”.

Zum Beispiel gibt es sicherlich einige Tausend Sportler, die ähnlich wie Dirk Nowitzki trainiert haben, es allerdings dennoch nie geschafft haben, in der NBA zu spielen. Der Trick hierbei liegt in der Tatsache, dass keiner über all die Schicksale berichtet, in denen schier unmenschliche Mühen nicht von Erfolg gekrönt waren. Wir hören nur von den Fällen, in denen Menschen “überlebt” haben.

Damit bewerten wir Ratschläge und Strategien der Gewinner über, während wir vergessen, dass die gleichen Herangehensweisen bei einer Vielzahl von Menschen einfach nicht funktioniert haben.

Als weiteres Beispiel seien große Entrepreneure wie Bill Gates oder Mark Zuckerberg genannt, von denen es heißt, dass sie die Schule abgebrochen haben und trotzdessen zu Milliardären avanciert sind. Dem zu Grunde liegt der Trugschluss, dass Schule unnötig sei und jegliche Zeit im Klassenraum vergeudet. Man solle einfach anfangen etwas zu tun, was einen erfüllt

Dabei ist es durchaus möglich, dass Bill Gates TROTZ und nicht wegen dieser Entscheidung, die Schule abzubrechen, erfolgreich geworden ist.

Diese Voreingenommenheit bezüglich der Strategien von Gewinnern bedeutet nicht nur, dass unklar ist, ob die gleiche Strategie für jeden einzelnen von uns funktioniert – es ist zudem auch fraglich, ob ein derartiger Weg überhaupt wirklich funktioniert.

Wenn man sich also ausschließlich an Erfolgsstories orientiert, ist es schwierig zu sagen, ob eine bestimmte Strategie zum gewünschten Ergebnis führt. Man sollte immer versuchen, beide Seiten der Medaille zu betrachten.

Verlustangst

Die Verlustangst bezieht sich auf die menschliche Eigenschaft, Verlusten gegenüber emotional stärker eingestellt zu sein als dem gleichen Wert an Gewinnen.

Forschungen in diesem Bereich haben gezeigt, dass nur ein kleiner Zuwachs an positiven Emotionen entsteht, wenn jemand dir 10 Euro gibt – ein viel höheres Auftreten von negativen Emotionen aber entsteht, wenn ein Verlust von den gleichen 10 Euro zu verzeichnen ist.

Auch wenn sich an dem Wert des Gewinns oder des Verlusts absolut nichts ändert, sind unsere emotionalen Reaktionen auf dieses Szenario grundlegend unterschiedlich.

Unterbewusst sind wir uns dieser Diskrepanz jedoch sehr wohl bewusst – was dazu führt, dass wir irrationale Entscheidungen treffen, nur um einen etwaigen Verlust um jeden Preis zu vermeiden. Kurzum, wir sind sehr bedacht darauf, unsere Besitztümer zu schützen und diese im Vergleich zu Dingen, die wir nicht besitzen, überzubewerten.

Wenn du beispielsweise eine neue, schicke Jacke kaufst, bedeutet dies einen gewissen Zuwachs an Freude und Zufriedenheit. Selbst wenn du diese Jacke im Anschluss niemals trägst, wird es sehr schmerzhaft sein, diese Jacke einfach wieder zu verkaufen oder gar zu verschenken.

Trotz der Tatsache, dass du die Jacke niemals trägst, bist du dem Gedanken des Abgebens der Jacke gegenüber überaus aversiv.

Verfügbarkeitsbias

Dieser mentale Denkfehler bezieht sich auf Prozesse in unserem Gehirn. Genau genommen gehen wir davon aus, dass uns Beispiele oder Momente, die uns leicht in den Sinn kommen, weil sie tief in unserem Gehirn verankert sind.

Steven Pinker hat in seinen Forschungen an der Harvard-Universität herausfinden können, dass wir derzeit in der gewaltfreiesten Zeit der Geschichte der Menschheit leben. Mehr Menschen als jemals zuvor leben in Frieden und sind gefeit vor Vergewaltigung, Raub oder ähnlichen kriminellen Vorfällen.

Ein Großteil der Menschen steht diesem Fund jedoch skeptisch gegenüber und zweifeln an der Glaubhaftigkeit dieser Ergebnisse, schließlich werden wir doch jeden Tag mit Nachrichten über das Elend dieser Welt konfrontiert und über Konflikte in verschiedenen Teilen der Welt informiert. Jeden Tag hören wir von Morden und Verbrechen aller Art, von Terrorakten ganz zu schweigen.

Hier zeigt sich der Verfügbarkeitsbias am Werk.

Die richtige Antwort ist stattdessen, dass wir derzeit in einer Welt leben, die über alle Maßen vernetzt ist, wodurch derartige Nachrichten in Windeseile den Weg zur Öffentlichkeit finden. Meldungen über verschiedene Katastrophen begegnen uns an vielen Stellen und Punkten im Laufe eines einzigen Tages.

Dabei geht das Verhältnis von gefährlichen Ereignissen im Vergleich zu der Vergangenheit stetig zurück und wir immer weniger. Dennoch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir von derartigen Ereignissen auf täglicher Basis erfahren. Dadurch werden diese Vorkommnisse extrem zugänglich in unserem Gehirn, und es geht davon aus, dass sie häufiger vorkommen, als sie es tatsächlich tun.

So überschätzen wir die Folgen von Dingen wir Flugzeugabstürzen oder Terroranschlägen zu einem übertriebenem Maße und unterschätzen etwa die Gefahr von einfachen Autounfällen, da die Berichterstattung von diesen Tragödien leider keine entsprechende Medienpräsenz genießt.

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